Im Februar ist lyrix zu Gast im Museum für Druckkunst in
Leipzig. Als Anregungen dienen diesen Monat die Druckmaschine "Gudrun"
und ein Gedicht des zeitgenössischen Lyrikers Daniel Falb.
Heute, im Zeitalter der Internet- und Smartphonenutzung, verbreiten
sich Informationen in Windeseile. Dies war nicht immer so. Von der
Erfindung des Buchdrucks bis hin zur Entwicklung leistungsfähiger und
schneller Druckmaschinen hat es mehr als 400 Jahre gedauert. Erst in den
vergangenen Jahrzehnten hat sich die Geschwindigkeit, mit der sich
Nachrichten in den Massenmedien verbreiten, um ein Vielfaches
gesteigert.
Ein Beispiel für den technischen Fortschritt der Massenmedien steht im Museum für Druckkunst in Leipzig. Die vom Hersteller auf den Namen Gudrun
[http://www.druckkunst-museum.de/Druckmaschinen/articles/zylinderdruckpressen.html]
getaufte Buchdruckmaschine aus dem Jahre 1939 war und ist in der Lage,
mehr als 2000 Bogen pro Stunde zu bedrucken.
Mit der Entwicklung
immer schnellerer Druckmaschinen wuchs die Einflussmöglichkeit der
freien Presse und das Spannungsfeld von "Meinungsfreiheit und Zensur"
bekam eine neue Relevanz, dies ganz besonders in totalitären Regimen.
Auch das Herstellungsdatum der "Gudrun" (1939) verweist auf ein dunkles
Kapitel der deutschen Geschichte, in dem Massenmedien gezielt zu
Propagandazwecken eingesetzt wurden.
Aber auch heute muss längst
nicht alles wahr sein, was wir im Fernsehen sehen. Glauben wir alles,
was uns in den Medien vermittelt wird? In unserem Februargedicht
überrascht der Lyriker Daniel Falb mit der Schlusszeile: "wir sahen die
tagesschau, die terroristen waren wirklich gut gemacht." und stellt so
die Frage nach der Glaubwürdigkeit dessen, was wir im Fernsehen sehen.
Ein
weiterer Aspekt tritt im Vergleich von historischer Druckmaschine und
heutigen Produktionstechniken zutage: Die Produktion der einzelnen
Inhalte hat sich durch die digitale Medienwelt radikal verändert. Auch
vor der Digitalisierung hat es Manipulationen von Nachrichten oder
Bildern gegeben, aber noch nie waren die Möglichkeiten, Informationen zu
verändern, so vielfältig wie heute. Es wird immer schwieriger
nachzuvollziehen, wie und wo Informationen entstanden sind, ob sie
authentisch sind oder ob sie manipuliert wurden?
Wie auch immer ihr euch dem Februarthema nähert, wir freuen uns über euer Gedicht.
Hier könnt ihr die aktualisierten Wettbewerbsbedingungen [http://www.dradio.de/dlf/sendungen/lyrix/1963710/] nachlesen.
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Daniel Falb
wurde 1977 in Kassel geboren und lebt seit 1998 in Berlin. Studium der
Philosophie, Soziologie, Politikwissenschaften. Promotion in Philosophie
2012.
Seit 2001 veröffentlicht er Lyrik in Anthologien und
Zeitschriften. Gedichtbände: "die räumung dieser parks" (2003) und
"bancor" (2009), beide bei kookbooks. Falb wurde u.a. mit dem
Lyrikdebütpreis des Literarischen Colloquiums Berlin 2005 ausgezeichnet.
umgeworfene bmws, genaue beschreibung der sachschäden
im
tageslicht und so viel tourismus. ich sah überall muskeln
und durch die gesten hindurch auf das meer. ein paar tage lang
hieß die animateurin beate, dann blieb sie plötzlich weg und alle
ahnten etwas. im hotelzimmer gab es kabelfernsehen, wir
sahen die tagesschau, die terroristen waren wirklich gut gemacht.
(aus:
Daniel Falb, die räumung dieser parks. Gedichte. kookbooks Verlag,
Idstein 2003. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des kookbooks
Verlags.)
Das Besondere am Museum für Druckkunst [http://www.druckkunst-museum.de/]
ist die Art der Sammlungspräsentation. Die Maschinen und Pressen werden
nicht als stumme Zeugen ihrer Zeit präsentiert, sondern führen die
Arbeitsmethoden in lebendiger Form praktisch vor. Buchdrucker,
Schriftsetzer und ein Schriftgießer weihen Besucher in die Geheimnisse
der "Schwarzen Kunst" ein.
Das Unterrichtsmaterial zum Thema "druckreif?" folgt.